Es ist Anfang Juli, doch seit der Sommersonnenwende ist eine spürbare Änderung der Energie in der Luft. Es ist immer noch warm. Ich sitze draußen, hinter mir die Berge und vor mir der Blick auf das Meer. Und doch hat mir der Schrei der bereits versammelten Kraniche gezeigt, dass es nicht mehr aufwärts, sondern abwärts geht mit der Tageslänge und mit der Vorbereitung auf den Herbst. Fast 20 Minuten habe ich die Kraniche in unserer Nähe an ihrem Versammlungsplatz gehört. Das hatten wir seit ihrer Ankunft aus dem Süden nicht und es ist immer ein Zeichen, dass der Jahreskreis hier eben anders ist.
Ich habe das Gefühl, der Sommer hat doch gerade erst angefangen. Es kann doch nicht schon auf den Herbst zu gehen. Und nein, das ist auch nicht so und wir werden noch wunderschöne Tage haben, selbst im September und Oktober. Und doch zeigen mir die Kraniche an, es ist Zeit, sich auf die zweite Jahreshälfte vorzubereiten. Sowohl mit der Kräuterernte, als auch mit der Ernte in meinem eigenen Leben. Was hat sich verändert? Was will ich mitnehmen, auch von der Zeit durch Corona? Was wünsche ich mir von der zweiten Jahreshälfte? Ich schaue auf das Meer und bemerke in mir ein Gefühl von getrieben sein, von dem Zeitdruck, dass der Sommer nicht mehr so lange dauern kann. Vielleicht ähnlich wie die Kraniche.
Aber wenn ich meinen Blick auf die schützenden Berge werfe, die auf der anderen Seite meines Hauses liegen, dann fühle ich, dass es mich zur Ruhe kommen lässt. Es erdet mich. Die Berge sind dort seit Tausenden von Jahren. Auch wenn man keine Bewegung sieht, auch sie verändern sich, aber in ihrem eigenen Tempo. Es ist mittlerweile viel Grün auf den Bergen sichtbar, aber auch noch letzte Schneereste vom Winter. Das Licht verändert die Berge. Im Abendlicht der untergehenden Sonne, was immer noch kurz vor Mitternacht ist, haben die Berge eine ganz warme Ausstrahlung, während jetzt am Tag bei Bewölkung auch ein Mix von Grau und Grün da ist, was kälter wirkt. Und doch nicht so, wie im Winter. Alles nur kleine Nuancen und doch sichtbar.
Der Nordwind frischt auf. Nordwind ist unser Sommerwind, der das schöne Wetter bringt. Aber auch Kühle, trotz des Sommers. Der Südwest- oder Südostwind kommt meist im Herbst oder Winter. Der ist unangenehm. Da gibt es auf meinem Hügel kaum Schutz. Bei Nordwind kann ich mich auf die Südseite meines Hauses setzten und im Garten arbeiten. Da bin ich geschützt.
Hat auch der Wind andere Auswirkungen auf mich? Fühle ich mich mehr getrieben von einer Windrichtung? Das werde ich versuchen herauszufinden.
Ich habe heute von einer Kräuterfreundin in Norwegen gelesen, die anscheinend auch in einer Art getrieben ist. Es gibt so viel zu tun und die To Do Listen werden nicht kürzer. Was tun, wenn das Gedankenkarrussell nicht still steht, wenn aber Körper und Geist einfach stopp sagen, Du Dir aber keine Pause leisten kannst. Was mache ich in so einem Fall, den ich so gut nachvollziehen kann? Ich lege gleich meinen Laptop beiseite und gehe hinaus, Wildkräuter sammeln und ans Meer. Dort schaue ich auf das Wasser und bitte die Wellen, meine überflüssigen Gedanken mitzunehmen und meine Energie zu reinigen. Mit jeder Welle, die kommt, bitte ich darum, meine Energiespeicher aufzufüllen und mit jeder Welle, die zurückläuft darum, alles, was ich nicht mehr brauche, zu reinigen. Das hilft mir. Außerdem werde ich etwas Selbstfürsorge betreiben. Ein Baldrianbad wartet später auf mich. Es passt so gut zur Energie des Vollmondes.
Eure Polarfee
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